Konzerte

8. Steffani-Festwoche Hannover

Musikalische Blütezeiten

Im Zeichen des Gartenjubiläums 350 Jahre Herrenhäuser Gärten

22. Februar – 3. März 2025

Blütezeiten I: Drama und Oratorium

Galerie Herrenhausen

Sa 22.02.2025, 19.30

Werke von G. Carissimi, M.A. Charpentier und A. Steffani

VOKTETT HANNOVER
LA NUOVA MUSICA
Leitung: David Bates
in Zusammenarbeit mit Herrenhausen Barock

 

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Carissimi wirkte in Rom und muss als einer der einflussreichsten Komponisten des 17. Jhdts. gelten. Einer seiner bedeutendsten Schüler war M.-A. Charpentier, der Carissimis Einfluss in Frankreich verbreitete. Ihm gelang es, Carissimis prachtvollen römischen Kirchenstil mit der französischen Musiksprache zu verbinden. Da das französische Opernwesen ausschließlich von J.B. Lully bedient werden durfte, fand Charpentier eine Lücke für sein Werk in der Komposition von Oratorien. Diese Gattung, die biblische Geschichten dramatisch, aber ohne Bühnenspektakel erzählt, hat sein Lehrer Carissimi besonders zur Blüte gebracht. Von Carissimi erklingt in unserem Konzert sein berühmtestes Oratorium Jephthe. Steffani, noch am bayerischen Hof in München angestellt – durfte 1674 ein von seinem Dienstherrn, dem bayerischen Kurfürst gesponsertes Studienjahr in Rom verbringen. Ein Studium direkt bei Carissimi blieb ihm verwehrt, aber sein Lehrer in Rom, E. Bernabei war Schüler Carissimis gewesen und vertrat dessen Stil auch in seinem Unterricht. Da Steffani neben diesen authentischen römischen Einflüssen auch die französische Musik seiner Zeit aus erster Hand kennenlernen konnte – er hatte die Chance, nach Paris zu reisen und unmittelbar Zugang zur dortigen Musikszene zu bekommen, gelang es ihm wie nur wenigen Zeitgenossen, die als eigentlich unvereinbar geltenden italienischen und französischen Musiksprachen gleichermaßen zu beherrschen und wirkungsvoll einzusetzen.

Blütezeiten II: Natur und Poesie

Orangerie Herrenhausen

Di 25.02.2025, 19.30

Werke von G. Fr. Händel, G. Ph. Telemann und A. Steffani

Magdalene Harer, Sopran
la festa musicale
in Zusammenarbeit mit Herrenhausen Barock

 

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Das von Dr. Claudia Kaufold moderierte Programm bezieht sich in sehr direkter Weise auf das Festspielmotto und wird u.a. Händels Deutsche Arien enthalten, deren Texte immer wieder Blumen und Natur thematisieren. Sie legen in besonderer Weise ein für ihre Zeit neuartiges, euphorisches Naturverständnis an den Tag, das kaum mehr mythologisch und religiös geprägt ist, sondern auf die direkte Empfindung der Natur verweist.

Blütezeiten III: Glaube und Erlösung

Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis

Sa 01.03.2025, 19.30

Werke von A. Sartorio, D. Buxtehude und Cl. H. Abel

Collegium Vocale Hannover
la festa musicale

Magdalene Harer, Sopran I

Johanna Neß, Sopran II

Franz Vitzhum, Altus

Daniel Schreiber, Tenor

Sönke Tams Freier, Bass

Leitung: Florian Lohmann

 

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Neben der neuzeitlichen Erstaufführung geistlicher Werke von Antonio Sartorio, Hofkapellmeister von Herzog Johann Friedrich zwischen 1665 und 1675 und Bruder des ebenfalls in Hannover tätigen Gartenarchitekten Girolamo Sartorio, stehen in diesem Konzert weitere norddeutsche Kompositionen auf dem Programm, darunter instrumentale Sätze des hannoverschen Kammermusikers Clamor Heinrich Abel aus der Sammlung „Erstlinge musikalischer Blumen“ von 1674 sowie der Kantatenzyklus „Membra Jesu Nostri“ des norddeutschen Barockkomponisten Dieterich Buxtehude von 1680; dem Todesjahr sowohl Antonio Sartorios, wie auch Herzog Johann Friedrichs.
Buxtehudes berühmter Kantatenzyklus eröffnet mit seiner religiösen Betrachtung der einzelnen Körperteile des gekreuzigten Heilands eine spirituelle Perspektive, in welchem Worte des Alten Testaments mit einer mittelalterlichen Dichtung (vermutlich aus der Feder Arnulf von Löwen, früher Bernhard von Clairveaux zugeschrieben) textlich wie musikalisch besonders kunstvoll miteinander verwoben sind. Nicht nur von der Entstehungszeit zwischen 1665 und 1680, auch rein musikalisch ergeben sich in dieser Werkkombination zahlreiche bislang ungehörte Verflechtungen mit starkem hannoverschen Bezug durch die Kompositionen Sartorios und Abels; unter anderem durch den auftretenden „Gambenchor“ sowohl im Sartorio-Psalm „De profundis“, wie auch im Herzstück des Buxtehude-Zyklus „Ad Cor“. Fünf Vokalsolist*innen, das Collegium Vocale Hannover und das Barockensemble la festa musicale lassen in diesem Konzert Glanzlichter hannoverscher Hofkultur im Spannungsfeld zwischen italienischer und norddeutscher Tonkunst erklingen.

Blütezeiten IV: Zeit und Raum

Galerie Herrenhausen

So 02.03.2025, 17 Uhr

Szenen aus Opern von A. Steffani und H. Purcell

Franziska Giesemann, Sopran
Neima Fischer, Sopran
Sannah Raemisch, Mezzosopran
Theo Rohde, Tenor
Maurice Leon Teichert, Bariton

Apollo e Dafne, dramatische Kantate von G.Fr. Händel

Hana Blažíková, Dafne, Sopran
Tomáš Král, Apollo, Bariton
MUSICA ALTA RIPA
Leitung: Bernward Lohr
in Zusammenarbeit mit Herrenhausen Barock

 

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Das Abschlusskonzert der 8. Festwoche enthält Szenen aus Opern Steffanis und Henry Purcells (1659 – 1696), die auf besondere Weise auch der Naturschilderung verbunden sind. Raum und Zeit spielen eine entscheidende Rolle bei Nacht- und Gartenszenen, die immer einen besonderen Zauber verbreiten. Demgegenüber steht Purcells britischer Nationalismus, der aber immer einen beträchtlichen Anteil von Naturbewunderung speziell der britischen Inseln enthält. Das Konzert wird beschlossen von
G. Fr. Händels (1685 – 1759) Kantate
Apollo e Daphne. Die Geschichte, die in dieser Kantate erzählt wird, ist ein Beispiel für die Verquickung von Natur und Mythos, die für die Kultur des 16. bis zum 18.Jhdt. einen ganz zentralen Platz beansprucht. Nicht umsonst ist auch Hannovers Großer Garten in Herrenhausen bevölkert von Statuen antiker Gestalten, die allen, die den Garten besuchen, bedeuten sollen, dass sie eine ganz besondere Welt betreten, die geprägt ist von Ordnung und Schönheit, aber auch von Vergängnis der Pflanzen, der allerdings die Ewigkeit des Mythos – verkörpert durch auch materiell weit haltbarere Statuen – gegenübersteht: Apollo bedrängt die schöne Nymphe Daphne, die es schafft, sich ihm zu entziehen, indem sie in einen Lorbeerbaum verwandelt wird. Die Komposition dieser Kantate begann Händel während seines Aufenthaltes in Italien, vollendete die Komposition allerdings 1710 in Hannover, als er aus Italien kommend, für kurze Zeit Hofkapellmeister am Welfenhof wurde.

Kartenvorverkauf für alle Veranstaltungen:

www.eventim.de und alle Eventim-Vorverkaufsstellen sowie an der Abendkasse

Agostino Steffani, Barockmusik Hannover

Musikalische Begegnungen

Steffani im Dialog mit anderen Epochen

Das FORUM AGOSTINO STEFFANI HANNOVER (FAS) sieht seinen Auftrag darin, das Werk Agostino Steffanis zu erforschen, verfügbar und im Musikleben wieder präsent zu machen. Neben vielen interdisziplinären Aspekten geht es dem FAS auch um die Verlebendigung des kulturellen und musikalischen Lebens in Hannover im 17. und 18. Jhdt.

Das Programm der 6. Steffani-Festwoche 2023 hat sich ganz auf diese Aufgabe konzentriert und in drei herausragenden Konzerten und einem Steffani-Spaziergang bislang kaum zu hörende Werke Steffanis und seiner komponierenden Kollegen im Hannover um die Wende des 17. zum 18. Jhdts. zum Klingen gebracht. Die Konzeption, Texte und Erläuterungen in die Konzerte zu integrieren und zum Teil des ästhetischen Geschehens zu machen hat sich auf ganzer Linie bewährt.
Die ersten beiden Veranstaltungen der kommenden 7. Steffani-Festwoche, die im Februar 2024 stattfinden wird, werden sich wieder dem Werk Steffanis und seinem unmittelbaren zeitgenössischischem Umfeld widmen:

Vermittlung

Der Einbau vermittelnder Texte zum jeweiligen Programm in den Ablauf des Konzertes hat sich sehr bewährt, so dass wir an diesem Prinzip festhalten werden. Das Bedürfnis nach weiterer Reflexion auch in unmittelbarem Diskurs wollen wir unbedingt fördern und stillen. Deshalb werden wir ein beim Eröffnungskonzert ein Nachgespräch direkt im Anschluss an das Konzert über die gerade gehörte Aufführung veranstalten, das von Dr. Waltraut Lach, Konzertdramaturgin am Theater Kiel und ausgewiesene Steffani-Expertin geleitet wird. Mitwirkende und weitere Experten werden teilnehmen. Und dem Publikum bietet sich die Möglichkeit, sich nach Lage der Dinge am Gespräch zu beteiligen.

Das Konzert mit den Studierenden ist in sich bereits ein Vermittlungsprojekt, wird doch damit das normalerweise im Studienplan kaum gepflegte Repertoire der vokalen Kammermusik – welcher Epoche auch immer – projektweise in den Mittelpunkt gerückt. Gerade bei diesem Konzert können durch Moderation und ebenfalls bei einer anschließenden Diskussion aufgeworfene Fragen zu Interpretation der Mitwirkenden, aber auch zum Wort-Ton-Verhältnis der Kompositionen aus sehr unterschiedlichen Epochen zur Sprache kommen.

Durch die Einbeziehung der Studierenden in das Festivalprogramm erwarten wir eine große Resonanz eines jungen Publikums, das diese Veranstaltungen auch als für sich gedacht empfinden
sollte.

Nicht zuletzt wird auch bei der 7. Festwoche ein ausführliches Programmheft Hintergründe erläutern, historische Einordnungen vornehmen und über die Mitwirkenden informieren. Die Verfügbarmachung des Programmheftes auf der Website des Forums lässt sowohl eine Vorbereitung wie auch eine Nachbereitung für den daran interessierten Teil des Publikums zu.

Kooperationen

Die in der 6. Festwoche begonnene Kooperation mit Herrenhausen Barock hat sich außerordentlich positiv bemerkbar gemacht. Synergien auf unterschiedlichen Arbeitsfeldern hat die Öffentlichkeitswirkung der Veranstaltungen und damit auch die Besucherzahlen erhöht. Diese Argumente, aber natürlich auch der Reiz des authentischen Ortes der Galerie lässt es geratenerscheinen, diese Kooperation unbedingt fortzuführen.

Eine weitere Kooperation ergibt sich daraus, dass das Eröffnungskonzert Teil der Abonnementreihe „Ring Barock“ der Radiophilharmonie Hannover des NDR ist. Auch das ermöglicht Synergien und sorgt für eine Dokumentation dieses Konzertes. Auch die Ausstrahlung des Mitschnitts der Veranstaltung führt zu einer größeren Verbreitung der Steffani-Festwoche.

Mit der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover findet sich noch eine ebenfalls für das hannoversche Kulturleben zentrale Institution mitgestaltend an der 7. Festwoche ein. DieKollegen Prof. Meniker und Prof. Schulze werden zusammen mit Prof. Lohr die epochenüberschreitende Programmatik des dritten Konzertes erarbeiten und mit den Studierenden zur Aufführung bringen.