Agostino Steffani
Leben und Werk
AGOSTINO STEFFFANI (1654 – 1728)
- Musiker, Diplomat, Bischof
- Komponist, Leiter des internationalen Opernzentrums Hannover 1688 – 1695
- Apostolischer Vikar des Nordens in Hannover 1709 – 1728
50 JAHRE MUSIKKULTUR AM WELFENHOF HANNOVER 1665 – 1714
Vor mehr als 300 Jahren war Hannover ein Zentrum der europäischen Kultur und vor allem Musikkultur. Hofkapellmeister der Residenzstadt war damals (um 1690) der Venezianer Agostino Steffani, Musiker, Diplomat und Bischof, ein Universalgeist, ein Integrator und Pendant von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716). Als Komponist wurde Agostino Steffani – der die Grundlagen zur „deutschen Tonsprache“ der Folgezeit legte – von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) bewundert. Georg Friedrich Händel (1685–1759) ließ sich sein ganzes Leben von Steffani inspirieren.
Agostino Steffani – Lebensdaten
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geboren am 25. Juli in Castelfranco Veneto (bei Padua)
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Studium in München (Tasteninstrumentenspiel) bei Hofkapellmeister
J. C. Kerll -
Kompositionsstudium in Rom bei E. Bernabei, Kapellmeister an St. Peter in Vatikan
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handschriftliche Frühwerke, gedrucktes Erstlingswerk: “Psalmodia Vespertina“ für Doppelchor und B.c.
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„Kammerorganist“ am bayerischen kurfürstlichen Hof in München
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Studienaufenthalt in Paris / Versailles (bei Lully). Erste diplomatische Tätigkeit
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Priesterweihe
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„Kammermusikdirektor“ am Münchner Hof
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f ü n f Opernwerke für den Münchner Hof
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erste Reise Steffanis nach Hannover, um eine Ehe zwischen dem jungen bayerischen Kurfürsten und Sophie Charlotte, der späteren Königin von Preußen, zu vermitteln (ergebnislos).
Steffani wird „Abbé von Löpsingen“ -
gedruckte Motettensammlung „Sacer Janus Quadrifrons“ für 3 Singstimmen, B.c.
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Hofkapellmeister am hannoverschen Hof (Vermittlung vermutlich durch Leibniz)
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a c h t Opernwerke für das neuerbaute Schlossopernhaus in der Leinstraße, eingeweiht mit „Henrico Leone“ am 30. Januar 1689
Kammerduette für die Hofgesellschaft, durch Abschriften europaweit verbreitet
6 Scherzi (Kantaten) für Solostimmen, Obligatinstrumente und B.c. -
Kurvertrag zwischen dem Kaiser in Wien und Herzog Ernst August
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Steffanis theoretischer Schrift „Ouanta certezza…“ über die mathematisch-kosmologischen Grundlagen der Musik, gedruckt in italienischer Sprache in Amsterdam. Deutsche Übersetzung durch den Organisten und Musiktheoretiker A. Werckmeister (Quedlinburg und Aschersleben, 1700)
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Steffani wird Gesandter im Rang eines envoyé extrordinaire des hannoverschen Hofes in Brüssel beim dort residierenden bayerischen Kurfürsten. Weitere Bemühungen um die Kurwürde für Ernst August
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Tod von Ernst August, sein Sohn Georg Ludwig als Nachfolger (mit Kurwürde)
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Gesandter des hannoverschen Hofes in München beim zurückgekehrten bayerischen Kurfürsten
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Revision und Reinschrift zahlreicher Kammerduette
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Düsseldorf: Steffani als pfälzischer Regierungspräsident, Opernwerke (u. a. „Tassilone“, 1709)
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Rektor der rekatholisierten Universität Heidelberg
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Steffani wird im Bamberger Dom feierlich zum Bischof geweiht
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Steffani vermittelt zwischen Papst und Kaiser in Rom zur Beilegung des spanischen Erbfolgekonfliktes
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Besuch einer Musiksoirée beim Mäzen Kardinal Ottoboni in Rom, Steffani springt in der Anwesenheit von Corelli, Händel und anderen als Sänger ein
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Steffani, „Des Heiligen Apostolischen Stuhls Prothonotarius“ und Päpstlicher Thronassistent, wird vom Papst zum „Apostolischen Vikar des Nordens“ mit Sitz in Hannover ernannt
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Bau und Weihe der Clemens Basilika in der hannoverschen Neustadt durch Steffani (im Sinne des Kurkontraktes). — Kirchweihen in Celle und Braunschweig
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Steffani wird (in Abwesenheit) zum Präsidenten der Londoner „Academy of Vocal Music“ gewählt. Er komponiert seine kontrapunktischen Spätwerke und versendet sie nach London (Madrigal „Gettano i Re…“ zu fünf Stimmen, Motette „Qui diligit Mariam…“ zu fünf Stimmen und B. c., Stabat Mater für sechs Singstimmen, sechs Instrumente und B. c.)
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Steffani stirbt am 2. Februar in Frankfurt a. M., auf der Reise nach Italien Grabstätte im Kaiserdom zu Frankfurt a. M.